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Channel: Kommentare zu: Vasektomie – Sterilisation beim Mann, ich hab´s getan
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Von: AK

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Da ich mich vor der OP hier in den Kommentaren informiert hatte, hier nun die eigenen Erfahrungen zurück:

OP fand gestern statt und liegt nicht mal 30 Stunden zurück. Ich habe eine Non-Skalpell-Vasektomie durchführen lassen (beim bereits erwähnten Superspezialisten in Kornwestheim; nur echt mit den 459,15 €). Das Ganze fand mit lokaler Betäubung statt.
Die Sache lief in der Rückschau äußerst unspektakulär. Ich habe bisher keine einzige Schmerztablette genommen. Bis heute morgen füllte sich unten alles etwas „benutzt“ an (wie wenn man etwas zu lange und enthusiastisch, ehm, Genre-Filme im Netz geschaut hat), nach Abziehen des Verbands und der ersten Dusche danach (alles schon erlaubt) habe ich jedoch schon mehrmals gar nicht mehr daran gedacht.
Das Vorgespräch, die OP-Vorbereitung und Durchführung waren alle den Umständen entsprechend angenehm. Bei dem durchführenden Arzt wäre ein telefonisches Vorgespräch möglich gewesen, was ich zunächst auch so geplant hatte. Meine Frau, selbst Ärztin, riet mir dann aber ein echtes Gespräch zu suchen, da ein persönliches Vertrauensverhältnis zum Operateur nur so sichergestellt sein könne. Das sah ich ein und hab’s entsprchend geändert. Vorgespräch war sehr gut. Aufgrund einiger selbstdiagnostischer Bedenken hat der Arzt sogar noch kostenfrei meine Prostata geprüft; normalerweise wäre das IGEL.
Zur OP kam ich dann 10 Minuten zu früh, obwohl ich noch einen zum schwer Sinieren genutzten Spaziergang um den Block machte. Ist schon komisch. Ich habe drei Kinder, wollte nach dem zweiten schon nicht mehr, aber jetzt kamen die Gedanken. Und überall um einen rum plötzlich süßeste Kleinkinder, Spielzeugläden, halt alles, was Du da nicht brauchst. Zudem dann plötzlich der irrationale Teil zur Männlichkeit und der ganze Scheiß, der mir zuvor eigentlich immer ganz egal war.
Zum Glück hab ich’s ausgeschwitzt und war pünktlich zum OP-Tisch tiefenentspannt. In der Vorbereitung musste ich nur Hose und Unterhose gegen ein Handtuch tauschen. Aus den Lautsprechern im OP-Saal klang Coldplay oder ein ähnlich Softpopschrott, aber selbst das hat mich nicht aus der Ruhe geholt. Mit einigen Wurzelbehandlungen und Überkronungen im Gepäck konnte mich das zum Glück nicht wirklich stressen. Tief und ruhig atmen ist der Trick.
Als die OP losging musste der Arzt erstmal noch zum Rasierer greifen, obwohl ich das vorher ausreichend erledigt gehabt zu haben glaubte. Was ich nicht wußte, ist das eigentlich der ganze Hodensack haarfrei sein sollte und nicht nur die OP-Stelle mit Umland. Dies, weil sich sonst der Verband nicht ordentlich befestigen läßt. Egal, ging schnell. Dann das Schlimmste: Der Pieks der ersten Spritze tat schon weh, aber weniger als jede beim Zahnarzt. Ich glaube es waren insgesamt vier Piekser, aber nach dem milderen zweiten hab ich schon keinen mehr gespürt. Weil man flach ligt kriegt man von der Operation natürlich visuell nichts mit. Man hört die Schere und riecht das Veröden, aber da kann man ja kurz auf Mundatmung umstellen. Beim zweiten Samenleiter hab ich ein Ziehen im entsprechenden Hoden gespürt. Auf Rückfrage hieß es, das könne sein.
Von Anmeldung bis fertig war ich dort 30 Minuten, dann noch ein paar Minuten mehr bis zu einer kurzen Nachbesprechung mit weiteren Instruktionen (ein Tag keine Anstrengunegn, Duschen ab morgen, Verband kann morgen ab, eine Woche kein Sport und keine Ejakulationen, Testmaterial dann und dann einschicken etc.).

Jetzt sitz ich hier und schreib. Der Hoden, der während der OP gezogen hat meldet sich auch jetzt ganz wenig, insgesamt muss ich mich aber drauf konzentrieren, um ein Missgefühl überhaupt zu spüren. In der Körperwahrnehmung fühlt sich der Unterleib „innerlich“ völlig normal an.
Ich hab ein bisserl Angst vor dem nächsten richtigen Steifen und vor dem ersten Schuss danach.

Bleibt mir festzustellen, dass ich – Stand jetzt – nichts bereue. Meine Frau hatte und hat mit der Endgültigkeit der Maßnahme mehr zu kämpfen als ich (Weiber halt). Ich fühle mich – wie nach anderen großen Lebensentscheidungen – zufrieden darüber, das ich sie überhaupt getroffen habe.

Leute: Lasst Euch keine Vollnarkose andrehen. Wenn ihr glaubt, das Euch die Situation in einer Lokalnarkose überfordert, seid Ihr vielleicht für die Maßnahme selbst mental nicht bereit. Wie ich hören konnte, ist der Prozentsatz derjeniger, die wahrscheinlich eigentlich gar nicht wollten, unter der kleinen Gruppe von Leuten, die anschließend (Schmerz)probleme haben, unverhältnismäßig hoch. Heißt: Der Kopf muss schon mit im Team sein und nicht nur der Sachzwang.

Grüße von Andreas

tl;dr: Macht’s, wenn ihr bereit seid, aber bitte spart Euch die Vollnarkose. Ist leichter als Zahnarzt.


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